Station 9: 

Kohlgartenstraße / Lilienstraße

Verbindung von faschistischer Politik und kapitalistischen Unternehmen


Zeitzeugenbericht aus dem HASAG Zwangsarbeiterlager in der Kohlgartenstraße


Wie kapitalistische Unternehmen von der faschistischen Politik profitiert haben, zeigt eindrücklich das Beispiel der HASAG (Hugo Schneider Aktiengesellschaft). Diese wurde 1863 als Lampenfabrik Haeckel&Schneider in der Kohlgartenstraße gegründet. Mit der Übernahme von Hugo Schneider wurde die Fabrik auf Metallwarenverarbeitung umgestellt und vergrößert (v.a. im Nordosten der Stadt). Bereits im ersten Weltkrieg produzierte der Betrieb fast ausschließlich Rüstung für den Krieg (z.B. Munition). Ab 1933 nahmen die Rüstungsaufträge der NSDAP stark zu. Die Verbindung von Politik und Wirtschaft ist an der HASAG gut sichtbar: Alle wichtigen Funktionäre der Firma waren auch gleichzeitig wichtige NSDAP-Funktionäre. 1939 betrug der Jahresumsatz der Firma 22 Millionen Reichsmark.

 

Mit dem Kriegsbeginn im Jahr 1939 beschäftigte das Unternehmen auch Zwangsarbeiter, um die Produktion billiger und profitabler zu gestalten. Die HASAG übernahm Rüstungswerke in Polen und setzte dort tausende Zwangsarbeit ein, von denen die Mehrheit an den Arbeits- und Lebensbedingungen starb. Im Juni 1944 entstand in Leipzig das KZ Außenlager „HASAG Leipzig“ im Nordosten der Stadt (heute: Kamenzer Straße). Es war das größte Frauenaußenlager des KZ Buchenwald. Im Herbst entstand noch ein weiterer Lagerteil mit mehreren tausenden jüdischen Gefangenen aus Frankreich, Italien, Polen und Ungarn. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 versuchte die KPD den Widerstand gegen den Krieg auf die Agenda zu setzen. Sie organisierten in vielen Betrieben Widerstand, der sich oft durch Arbeitsverweigerung ausdrückte. So wurde z.B. auch bei der HASAG die sog. „Arbeite – Langsam“ Strategie durchgeführt, um die Rüstungsproduktion zu sabotieren. Auch in anderen Betrieben wurde diese Praxis ausgeführt, so z.B. in der Pittler AG durch das Vertauschen von Materialscheinen. Das zeigt deutlich, dass viele Arbeiter und Arbeiterinnen die faschistische Politik der NSDAP und Unternehmen nicht unterstützte, sondern sie aktiv bekämpfte. Auch die Organisierung der Gefangenen in den KZs stellte eine wichtige Aufgabe dar. So konnte beispielsweise im KZ Buchenwald, in dem auch viele politische Gefangene waren, ein bewaffneter Aufstand organisiert werden.

 

Quelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986

https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/zwangsarbeit-in-leipzig/ns-zwangsarbeit/kz-aussenlager-hasag-leipzig/


Schwur von Buchenwald 

 

"Wir stellen den Kampf erst ein, 

wenn auch der letzte Schuldige 

vor den Richtern der Völker steht! 

Die Vernichtung des Nazismus 

mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. 

Der Aufbau einer neuen Welt

des Friedens und der Freiheit

 ist unser Ziel." 


Lageplan HASAG

 

Bildquelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986