Station 11: 

Lene-Voigt-Park


Aus dem Bericht des Chefs des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes an Heinrich Himmler

SS im Einsatz. Eine Dokumentation über Verbrechen der SS, Berlin 1965, S 216/217


Reudnitz-Thonberg war ein zentraler Ort der Zwangsarbeit in Leipzig. Von 1939 bis Kriegsende mussten Hunderttausende Menschen, die aus den von Nazi-Deutschland besetzten Ländern zwangsweise rekrutiert wurden, in Leipziger Betrieben Zwangsarbeit verrichten. Im Spätsommer 1944 waren etwa ein Viertel der Arbeitskräfte in der deutschen Wirtschaft Zwangsarbeiter. Hier wird deutlich, wie das deutsche Kapital den Faschismus als Herrschaftsform nutzte. Das Kapital benötigte den Faschismus, um die Fesseln des Versailler Vertrags abzuschütteln und sich die Weltmachtstellung zu sichern. Dazu zählte nicht nur die Eroberung weiter Teile Europas, sondern v.a. die Zerschlagung der Sowjetunion. Die meisten Konzentrationslager waren nicht nur als Vernichtungsstätten, sondern vorrangig als Ausbeutungslager und Sklavenmärkte geschaffen worden, um dem deutschen Kapital kostenlose Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen.

 

Während des Krieges kamen wöchentlich Transporte mit bis zu 1000 Menschen am Eilenburger Bahnhof, dem heutigen Lene-Voigt-Park, an und marschierten dann zur städtischen Arbeitsanstalt in der Riebeckstraße 63. Diese war die zentrale Verteilstation der Zwangsarbeit in Leipzig. Dort kam es zur polizeilichen Registrierung und Verteilung der Zwangsarbeiter an die vom Faschismus profitierenden Leipziger Großbetriebe, wie z.B. die Riebeck-Brauerei, heute Sternburg, und die Karl Krause Maschinenfabrik in Anger-Crottendorf. Aber auch in kleineren Betrieben, Krankenhäusern, bei der Post, der Stadtverwaltung und von der Reichsbahn wurden die Zwangsarbeiter eingesetzt. Abseits der sechs KZ-Außenlager in der Region Leipzig wurden die Zwangsarbeiter in Leipzig in ca. 500 Sammelunterkünften wie Schulen, Turnhallen, Festsälen, Gaststätten, privaten Wohnungen oder Barackenlagern interniert. Auf Leipzig bezogen kann man heute von 100.000 Zwangsarbeitern ausgehen, auch wenn es schwer ist, genaue Zahlen zu nennen.

 


Befreite Zwangsarbeiter in Connewitz 1945

Heinrich Himmler mit Ingenieur Max vom IG Farben Konzern im KZ Ausschwitz

 

Bildquelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986