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Umstellung der Parteiarbeit auf illegale Arbeit



Nach der Machtübernahme durch die NSDAP begannen Ende März / Anfang April große Verhaftungswellen in Sachsen. Viele Antifaschisten wurden überfallen, verhaftet und in die Konzentrationslager Colditz, Hohnstein und Sachsenburg gebracht. Nachdem die KPD schon verboten war, verlor auch die SPD ab März 1933 zunehmend an Positionen und Einfluss und wurde im Juni 1933 dann endgültig verboten. Am 23. März 1933 verabschiedete die Regierung dann das sogenannte Ermächtigungsgesetz, das die letzten Reste der Weimarer Verfassung komplett aushöhlten.

Die KPD hatte bereits damit begonnen, ihre Arbeit auf illegale Arbeit umzustellen und entwickelte in den folgenden Jahren immer mehr Erfahrung auf diesem Gebiet. Trotz illegaler Arbeit stand die Vorbereitung des 1. Mai an, der traditionelle Tag der Arbeiterbewegung. Die Leipziger Genossen versuchten im Vorfeld bereits antifaschistische Aktionen durchzuführen, z.B. Flugblätter und Handzettel und das Hissen der roten Fahne. Außerdem wollte die KPD eine Gegendemonstration zu den geplanten faschistischen Maifeiern veranstalten. Dies scheiterte jedoch an der Haltung der Gewerkschaftsführung: Der rechte Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes rief stattdessen dazu auf, an den von den Faschisten organisierten Maidemonstrationen teilzunehmen. Diese Loyalität gegenüber der NS-Regierung half ihnen jedoch nichts: Am 2. Mai wurde das Volkshaus in Leipzig besetzt und geplündert und die freien Gewerkschaften wurden zerschlagen.

 

Die Führungen der SPD und der Gewerkschaften stellten sich den Faschisten nicht entgegen, sondern setzten vielmehr auf eine „legale Opposition“. So lehnten sie beispielsweise einen geplanten Generalstreik der KPD gegen die faschistische Regierung ab. Es muss aber betont werden, dass viele einfache Mitglieder der SPD oder der Gewerkschaft sich klar antifaschistisch positionierten. Ein Beispiel ist der SPD-Politiker Hermann Liebmann, der am 21. April 1933 verhaftet und ins KZ Hohnstein verschleppt wurde. 1935 starb er in Folge der Misshandlungen, die er im KZ erfahren hatte. 

 

Quelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986

https://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=304


Hermann Liebmann

Gewerkschaftskartei- und Bücherverbrennung vor dem Volkshaus

 

Bildquelle: Privat Peter Scheffel, Dresden

In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986