Station 4: 

Volkmarsdorfer Markt

Die Zeit bis zur Machtübergabe


Ein Auschnitt von einem Artikel Ernst Thälmanns aus der Roten Fahne vom 8. April 1932

https://maoistdazibao.files.wordpress.com/2018/09/thaelmann-band4.pdf


Im März 1932 fand die Wahl des Reichspräsidenten in Deutschland statt. Im zweiten Wahlgang kandidierten Hindenburg (parteilos), Hitler (NSDAP) und Thälmann (KPD). Viele Kräfte, u.a. die SPD, mobilisierten für eine Wahl von Hindenburg, mit der Begründung des „kleineren Übels“, um so die Machtergreifung Hitlers zu verhindern. Die KPD hielt an Thälmann fest, da sie die Analyse hatte, dass eine Wahl Hindenburgs zwangsläufig auch die Wahl Hitlers sei. Wenn man sich den Verlauf der Geschichte anschaut und die Machtübertragung durch Hindenburg an Hitler im Januar 1933, hat sich die Analyse der KPD bewahrheitet. Der Höhepunkt des Wahlkampfes was die Rede Thälmanns auf dem Volkmarsdorfer Markt. Knapp 30.000 Arbeiter, Kommunisten, Sozialdemokraten und Parteilose nahmen an der Rede teil um die Losung von Thälmann zu hören: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler! Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“ Die Wahl ging zugunsten Hindenburg aus: 57% der Stimmen entfielen auf Hindenburg, Hitler erreichte 23% und Thälmann 17%. Wenn man sich die Wahlergebnisse der Reichstagswahlen anschaut, kann man feststellen, dass die SPD und KPD recht konstant ihre Stimmen gehalten haben (1928-1932), die bürgerlichen Parteien allerdings viele Stimmen an die NSDAP verloren haben. Hier sieht man deutlich, dass die NSDAP – entgegen der allgemeinen Erzählung – nicht v.a. von den Arbeitern unterstützt wurde, sondern vom Bürgertum und den deutschen Eliten. Die Übertragung der Macht von Hindenburg an Hitler 1933 war dann kein Zufall oder „Fehler“ eines alten Mannes, sondern die Forderung des deutschen Kapitals nach einer faschistischen Regierung. Diese sollte einerseits die starke Arbeiterbewegung zerschlagen und die Revolutionsgefahr beseitigen und andererseits die notwendigen ökonomischen Schritte für die kapitalistischen Unternehmen aus der Krise vorbereiten. Der deutsche Imperialismus sollte u.a. durch eine verstärkte Expansionspolitik (d.h. Krieg) zur Weltmacht geführt werden.

 

Quellen: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986

Wie konnte das geschehen?, Kurt Gossweiler; 2017


Zum Begriff des Faschismus 

 

Die Analyse der Kommunistischen Internationale, die den Faschismus als Diktatur des Finanzkapitals erkannte und das Kapital als Kraft hinter faschistischen Bewegungen und Parteien benannte, hat nichts an ihrer Richtigkeit verloren. Im Gegenteil: Sie wurde und wird bis heute durch Erfahrung bestätigt. Diese Bestimmung des Faschismus sollte allerdings nicht so verstanden werden, dass damit im Faschismus das nicht-monopolistische Kapital völlig von der Herrschaft im Staat ausgeschlossen wäre (…) Andere Faschismuserklärungen, die den Faschismus beispielsweise als eine Herrschaft von Einzelpersonen oder aber des Kleinbürgertums oder gar der Massen darstellen, sind falsch. Sie tragen zum Verständnis des Faschismus nichts bei und dienen objektiv dazu, die Bourgeoisie und ihren Staat von der Verantwortung für den Faschismus reinzuwaschen oder ihre Rolle zu relativieren. 

 (Programmatische Thesen der Kommunistischen Organisation) 


Ernst Thälmann auf dem Volkmarsdorfer Markt

 

Bildquelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirkgsorganisation Leipzig Westsachsen; 1986