Station 1: 

Augustusplatz

Soziale und wirtschaftliche Ausgangslage


Aus dem Programm der KPD zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes von 1930

 


Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise traf Leipzig sehr schwer: Besonders die Lage in der Metall-, Textil- und Baubranche verschärfte sich stark. Viele Betriebe mussten Konkurs anmelden, wie z.B. die Adolf Bleichert & CO AG. Die Lasten der Krise bekamen die Arbeiter und Arbeiterinnen hart zu spüren: In vielen Betrieben kam es zu Massenentlassungen oder Arbeitsverdichtung. Es wurden vorrangig Arbeiter entlassen, die unliebsam waren (z.B. politisch oder gewerkschaftlich Aktive) oder die bereits älter waren. 1932 waren in Leipzig über 700.000 Menschen arbeitslos, auf Leipzig entfielen dabei knapp 100.000 Arbeitslose. Einige Betriebe konnten jedoch auch erhöhte Umsätze verzeichnen, wie z.B. die Pittler AG, die ihren Export in den Krisenjahren stark steigern konnte. Davon kam bei den Arbeitern jedoch nichts an, im Gegenteil: Die Löhne und Gehälter wurden durchschnittlich um 15-30% gekürzt. Auch Sozialleistungen und sozialpolitische Rechte wurden stark abgebaut. Besonders stark waren auch Jugendliche und junge Erwachsene von der Krise betroffen. Viele hatten ihre Arbeit verloren und der Weg zur Stempelstelle war die einzige Alternative, die ihnen blieb.

 

An diese Situation knüpfte die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) an und organisierte 1930 den Reichsjugendtag des KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands). Dieser fand am 20. April 1930 in Leipzig statt. Zu den Kundgebungen und Demonstrationen reisten auch viele arbeitslose oder beschäftigten Jungarbeiter aus Halle, Berlin oder Merseburg an. Zur großen Kundgebung versammelten sich fast 100.000 Personen auf dem Augustusplatz. Hier wurden v.a. die Themen Arbeitslosigkeit, Arbeitskampf und die drohende faschistische Gefahr angesprochen. Schon hier betonte die KPD, dass Krisen im Wesen des Kapitalismus liegen und der Kapitalismus bekämpft werden müsse. Auch der Kampf gegen den Faschismus müsse immer Hand in Hand mit dem Kampf gegen den Kapitalismus gehen. Eine besonders eindrückliche Rede dazu hielt der Parteivorsitzende Ernst Thälmann. Hier wird deutlich, dass der antifaschistische Kampf immer ein Teil des kommunistischen Kampfes war, ist und sein wird.

 

Quelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirksorganisation Leipzig Westsachsen; 1986 


Arbeitslosenzahlen in Leipzig

Flugblatt zum Reichsjugendtag

 

Bildquelle: In der Revolution geboren In den Klassenkämpfen bewährt – Geschichte der KPD-Bezirksorganisation Leipzig Westsachsen; 1986